Wehrmutstropfen Verletzung von Topscorer Felix Spoß
Zum Abschluss einer kräftezehrenden englischen Woche gab es auch in Hagen nichts zu holen für die HSG Konstanz. Schlimmer als die 30:39 (13:17)-Niederlage wog jedoch das frühzeitige Ausscheiden von Topscorer Felix Sproß, der sich womöglich schwerer verletzt hat.
Schock nach ausgekugelter Schulter
Es lief die 44. Spielminute, als sich das Match aus Konstanzer Sicht komplett änderte. Bei Felix Sproß, in dieser Saison bester Torschütze der Gelb-Blauen, lief es und er traf in den Minuten zuvor mehrmals. So auch zum 27:22. Im folgenden Angriff ging der Rückraumspieler zweimal in den Zweikampf, beim zweiten verließ er mit schmerzverzerrtem Gesicht das Spielfeld. Unbemerkt von den Kamerabildern hielt er sich die ausgekugelte Schulter und wurde direkt an der Bank der HSG von Physiotherapeut Simon Hafner erstversorgt. Später kam der Notarzt, der Sproß in das Krankenhaus fuhr. Dort blieb er über Nacht und konnte zunächst nicht mit dem Mannschaftsbus die Reise zurück an den Bodensee antreten. Für die ohnehin schon mit dezimiertem Aufgebot angetretenen Gäste – Lars Michelberger, Lukas Köder und Christos Erifopulos waren nicht einsetzbar, dafür kehrte Nikita Pliuto zurück – ein Schock, von dem sie sich nicht mehr erholen sollten.
Bilder: Sebastian Lahmer
Offener Schlagabtausch nach zwölf Minuten
Stattdessen nutzte Hagen die Verunsicherung und Unordnung auf Seiten des Gegners zum Zwischenspurt. Beim 34:24 acht Minuten vor Schluss war die Partie längst entschieden, Konstanz hatte nach dem Ausscheiden ihres Topscorers nur noch zweimal bis zu diesem Zeitpunkt getroffen. An diesem bitteren Rückschlag alleine lag es jedoch nicht. Bereits die Anfangsminuten trieben Vitor Baricelli die Sorgenfalten ins Gesicht. Nach fünfeinhalb Zeigerumdrehungen musste er die Notbremse ziehen und die erste Auszeit beim Stand von 5:1 nehmen. Vom 7:1-Vorsprrung profitierte Eintracht Hagen die gesamte erste Hälfte. Das zweitbeste Rückrundenteam der 2. Bundesliga nach Tabellenführer Bergischer HC trat mit viel Selbstvertrauen und Zug zum Tor an. Den entwickelten auch die Konstanzer immer besser und lieferten Hagen nach knapp zwölf Minuten einen offenen Schlagabtausch.
Schlafmann trifft elfmal
Zunächst öffnete Alexander Leindl mit einigen schönen Treffern per Unterarmwurf aus der zweiten Reihe die „Büchse“ für seine Farben, dann netzte der starke Veit Schlafmann Tor um Tor. Ganze elfmal war der Rechtsaußen erfolgreich und damit bester Werfer seines Teams bei lediglich zwei Fehlwürfen. Auch die Einwechslung von Tom Göres machte sich bezahlt. Der Schlussmann parierte direkt hintereinander einen Siebenmeter, hielt auch den nächsten Hagener Angriff fest und traf in das leere Tor. Damit stand es nur noch 13:10 und die HSG witterte mit lautstarker Unterstützung von der Tribüne durch die HSG-Ultras aus Velbert wieder Morgenluft. Es wäre vor dem Seitenwechsel sogar noch mehr drin gewesen – doch ein Siebenmeterwurf rauschte über dem Kasten vorbei und der letzte Wurf von Michel Stotz kurz vor der Sirene krachte nur an die Latte. Trainer Vitor Baricelli: „Da hätten wir zwei Tore mehr in die Kabine nehmen müssen.“
Fehlender Rhythmus
„Wir haben es nicht geschafft“, erklärte der HSG-Coach, „einen Rhythmus in das Spiel zu bringen. In den ersten zehn, 15 Minuten war das zu wenig von uns und Hagen hat seine Qualität gezeigt.“ Beide Trainer konnten mit der Defensivleistung ihrer Mannschaft nicht zufrieden sein. Offensiv ging es hin und her. Bis die Verletzung von Sproß die Gäste völlig aus dem Takt brachte. „Das war für uns eine gute Phase“, meinte der 28-Jährge und sagte: „Insbesondere danach haben wir viele falsche Entscheidungen getroffen.“
MRT-Termin für Sproß
Eintracht Hagen nutzte diese mit individueller Klasse zum ungefährdeten Erfolg. Der beste Konstanzer an diesem Abend, Veit Schlafmann, führte die Niederlage neben dem verschlafenen Beginn auf „fehlende Konstanz im Spiel“ zurück und lobte dennoch die „gute Moral im Team“. Nach einer schweren Woche mit zwei langen Auswärtsfahrten in acht Tagen und einem Heimspiel gilt es nun schnellstmöglich erfolgreich die Wunden zu lecken. „Für Sprossi drücken wir alle die Daumen. Er hat gerade in den letzten Wochen ganz stark gespielt und gezeigt, wie wichtig er für uns ist. Jetzt hoffen wir, dass ihm nichts Schlimmeres passiert ist“, so Baricelli. Ein MRT-Termin in den nächsten Tagen wird Aufschluss darüber geben.