TV Großwaldstadt zu Gast
Auf die verletzungsgebeutelte HSG Konstanz wartet am Freitag das nächste Highlight: Um 19.30 Uhr ist der Traditionsverein TV Großwallstadt zu Gast in der Schänzle-Hölle. Mit sieben deutschen Meisterschaften, vier DHB-Pokalsiegen sowie fünf internationalen Titeln ist der TVG trotz einiger Jahre Erstliga-Abstinenz nach wie vor einer der erfolgreichsten Handballvereine in Deutschland. Entsprechend groß ist die Vorfreude auf diese Partie, trotz der nach wie vor sehr angespannten personellen Ausgangslage und dadurch erschwerter Vorbereitung. Ganz besonders freut sich Spielmacher Christos Erifopoulos auf das Duell mit seinem Ex-Verein, bei dem er schon zu Jugendzeiten auf dem Spielfeld stand und Torschützenkönig der A-Jugend-Bundesliga wurde. Der Spielmacher musste zuletzt ein paar Wochen aussetzen, kehrte aber vor einer Woche zurück auf das Spielfeld. Dabei deutete er sofort wieder an, welch wichtiger Spieler er für die HSG Konstanz ist. Zumal beim Ausfall von fünf etatmäßigen Rückraumspielern wie zuletzt gegen Lübbecke. Trotzdem benötigt er noch ein wenig Zeit, um wieder bei voller Leistungsstärke zu sein.
„Ich habe mich gefreut, wieder zurück zu sein, dem Team helfen und die Atmosphäre in der Halle genießen zu können“, strahlte er nach dem gelungenen Comeback. In der schwierigen Lage eine umso wertvollere zusätzliche Alternative. „Allerdings erschweren die vielen verschiedenen Ausfälle auch die Abläufe“, erklärt er. „Wir wissen bis zum Spieltag nicht, wer auflaufen kann. Zum Glück unterstützen uns die Jungs aus der U21 super.“ Man merke, so der gebürtige Erlenbacher, dass die Zweitliga-Saison lang und hart ist. „Jetzt hat es uns getroffen“, sagt er und hofft auf bessere Zeiten. Die scheinen beim kommenden Gegner wieder zu kommen. Dort kehren die Verletzten wieder zurück in das Aufgebot und nach drei Niederlagen am Stück konnte ein extrem wichtiger Heimsieg gegen den Tabellenzweiten GWD Minden errungen werden. Trotzdem schwebt über dem TVG wie über der halben Liga noch das Abstiegsgespenst. Trotz 25 Punkten nach 28 Spielen beträgt der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz gerade einmal einen Punkt.
„Fans und Verein mit Punkten belohnen“
Groß ist der Druck in Unterfranken damit vor der Fahrt an den Bodensee – verlieren verboten. „Das ist schon verrückt“, findet Erifopoulos. „Damit wäre man in den letzten Jahren immer im gesicherten Mittelfeld gewesen. So ist für den TVG jedes Spiel ein Endspiel, verbunden mit hohem Druck.“ Dass man selbst nichts mehr zu verlieren habe, sieht Trainer Vitor Baricelli hingegen nicht so. Sein Schützling bringt es in schöne Worte, wenn er betont, dass „wir die Saison gut zu Ende bringen wollen und Fans und Verein mit Punkten belohnen wollen. Das haben sich alle verdient.“
Drei Begegnungen gegen die alten Weggefährten hat Erifopoulos inzwischen schon absolviert, etwas Besondres ist es immer noch. „Es ist immer schön, die alten Gesichter wiederzusehen und sich mit ihnen zu messen“, sagt er mit einem verschmitzten Lächeln. Die eine oder andere frotzelnde Nachricht dürfte im Vorfeld bereits verschickt worden sein. Vor allem auf die Achse zwischen Mario Stark und Kreisläufer Patrick Gempp, mit 90 Treffern bester Torschütze des TVG, wird zu beachten sein. Aber auch das Torhütergespann, in dem mit Stefan Hanemann ein ehemaliger Konstanzer die Nummer eins ist und auf 161 Paraden in dieser Saison kommt, sticht hervor. Mit Linkshänder Yessine Meddeb und Connar Battermann konnten in dieser Saison noch zwei Spieler mit viel Qualität nachverpflichtet werden. „Richtig viel individuelle Qualität“ sieht Baricelli auf seine Mannschaft zukommen – die HSG wird als Kollektiv dagegenhalten.
Schon im Hinspiel war die HSG nahe dran und musste sich nach elf Toren von Nils Kretschmer knapp mit 33:35 geschlagen geben. Zwei Wochen später wurde Kretschmer des Dopings überführt. „Wir konnten damals zeigen, dass wir gut mithalten können“, erinnert sich Erifopoulos. „Wir müssen mutig sein, da sein, wenn der TVG Fehler macht.“ In dieser Hinsicht konnten er und seine Mitspieler viel aus den letzten Monaten mitnehmen. „Ich würde sogar sagen für das Leben“, so der Deutsch-Grieche, nach einer Saison, die mit all den Rückschlägen, der Vielzahl an Problemen und Enttäuschungen viele Extreme bot. „Für künftige Krisen ist jeder Einzelne dadurch sicher resistenter geworden“, ist er überzeugt. „Wir kämpfen immer weiter, das ist unsere Identität, das ist die Identität des Vereins. Wir stehen in guten und schlechten Zeiten zusammen, sind immer eng beieinander geblieben.“ Einen großen Anteil daran schreibt er Trainer Vitor Baricelli zu, denn „der gibt immer Vollgas und die Intensität der Vorbereitung ist nicht weniger, sondern noch höher geworden.“